Fort Hahneberg

Selbst manch altein­ge­ses­se­ner Berli­ner staunt nicht schlecht, wenn er hört, dass es in Span­dau eine Fort­an­lage gibt, das zudem noch in einen Berg einge­baut und zu großen Teilen erhal­ten ist. Dass dieses Fort Hahne­berg so wenig bekannt ist, liegt vor allem daran, dass es Jahr­zehnte lang im Dorn­rös­chen­schlaf lag und so aus dem Bewusst­sein der Stadt verschwun­den ist.

Denn nach dem Mauer­bau lag der Hahne­berg unmit­tel­bar hinter der West-Berli­ner Grenze in West-Staa­ken, nur wenige Meter neben der B5, auf der viele Jahre die Tran­sit­stre­cke Rich­tung Hamburg verlief. Nach der Wieder­ver­ei­ni­gung wurde das Gelände dem Bezirk Span­dau zuge­schla­gen.
Auch heute noch kann man das Fort nicht sehen, obwohl der Blick von der B5 auf den Hahne­berg unver­stellt ist. Die Erbauer des Fort haben es nämlich in den Berg hinein gebaut. Oder besser: Sie haben den Berg abge­tra­gen, das Fort errich­tet und dann den Berg wieder oben aufge­schüt­tet. So ist er vor Blicken bestens geschützt und selbst aus der Luft ist die Anlage kaum zu erken­nen.

Erbaut wurde das Fort in den 80er Jahren des vorletz­ten Jahr­hun­derts. 1882 begon­nen wurde der Bau nach sechs Jahren fertig­ge­stellt. Nach dem Ende des Deutsch-Fran­zö­si­schen Kriegs war die Errich­tung von vier Forts geplant, die im Halb­kreis ca. fünf bis acht Kilo­me­ter von Span­dau entfernt die Stadt, ihre Zita­delle und die Rüstungs- und Muni­ti­ons­be­triebe schüt­zen soll­ten. Aller­dings wurden bereits während des Baus neue Geschütze entwi­ckelt, die bis zu zehn Kilo­me­ter weit schie­ßen konn­ten und die Forts damit bereits über­flüs­sig mach­ten. So wurde zwar das Fort Hahne­berg zu Ende gebaut, aber es hat seine Funk­tion nie erfüllt. HahnebergDie drei ande­ren Forts wurden nie reali­siert.
1888 besuchte der frisch gekrönte Kaiser Wilhelm II. das Fort Hahne­berg. Es war der einzige Zeit­punkt, an dem das Fort tatsäch­lich mit all seinen Geschüt­zen gefechts­be­reit war. Danach diente es vor allem als Kaserne, in den 20er Jahren z.B. der Reichs­wehr, ab 1933 der Wehr­macht.

Während des 2. Welt­kriegs wurde die Anlage kaum beschä­digt. Weil es aber in Berlin zahl­rei­che Gebäu­de­schä­den gab und man das Fort Hahne­berg sowieso nicht brauchte, wurde es zum Ausschlach­ten frei­ge­ge­ben. Die heuti­gen Schä­den sind deswe­gen darauf zurück­zu­füh­ren, dass die Steine für den Wieder­auf­bau der Stadt heraus gebro­chen und abtrans­por­tiert wurden. Darun­ter hat vor allem die Außen­mauer gelit­ten, die heute nur noch zu einem klei­nen Teil vorhan­den ist. Das Fort selber verlor einen ganzen Flügel, was zwar aus stadt­ge­schicht­li­cher Sicht schade ist — ande­rer­seits dien­ten die Ziegel dazu, obdach­lo­sen Menschen wieder ein neues Zuhause zu bauen. Trotz­dem sind noch immer 90 Prozent des Baus erhal­ten und wer ihn heute besich­tigt, kommt aus dem Stau­nen kaum heraus: Die vielen, größ­ten­teils unter­ir­di­schen Gänge sehen aus wie neu verklin­kert, obwohl das Gebäude seit 120 Jahren nicht saniert wurde. HahnebergDie zahl­rei­chen Kase­mat­ten (Gewöl­be­tun­nel), Maga­zin­räume, Werk­stät­ten und Pulver­kam­mern, die stei­len Trep­pen und die verbor­ge­nen Wege auf dem Gelände faszi­nie­ren und wecken gleich­zei­tig geschicht­li­ches Inter­esse.

Seit 1993 hat nun ein priva­ter Verein die Hand auf dem Fort und sorgt dafür, dass es erhal­ten und Stück für Stück wieder­her­ge­stellt wird. Die Gänge und Räume werden nach und nach wieder frei­ge­legt, der Denk­mal­schutz wacht über die korrekte Umset­zung, es gibt regel­mä­ßige Führun­gen und Veran­stal­tun­gen. Um Geld für die Wieder­her­stel­lung zu verdie­nen, werden mehr­mals im Jahr auch Kultur­ver­an­stal­tun­gen ange­bo­ten.
Führun­gen gibt es von April bis Okto­ber, dazwi­schen gehört das Fort den Fleder­mäu­sen, die dort zu Tausen­den über­win­tern.

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