Heute vor 40 Jahren wurde der 12-jährige Hector Peterson erschossen. Der schwarze Junge lebte in Soweto, einem Vorort von Johannisburg in Südafrika. Vorort bedeutet in diesem Fall Township, ein Slum aus selbstgebaute Hütten, ohne sauberes Wasser, ohne Kanalisation, fast ohne Strom. Zu dieser Zeit herrschte in Südafrika noch die rassistische Politik der Apartheid, eine weiße Minderheit unterdrückte und entrechtete die schwarze Bevölkerung. Kindern und Jugendlichen wurde keine Chance gegeben.
Damals gab es in Südafrika vor allem drei Sprachen: Das Afrikaans wurde von den weißen Herrschern gesprochen, den Nachfahren der Kolonialherren. Es baut auf die niederländische Sprache auf. Daneben gab es Englisch, das sowohl von den Weißen, als auch von vielen Schwarzen beherrscht wurde. Und schließlich die überlieferten afrikanischen Muttersprachen, diese sprach man in den Townships, den schwarzen Wohnvierteln und Slums.
Mitte der 1970er Jahre beschloss die Regierung, dass in den Schulen nur noch in Afrikaans unterrichtet werden sollte und auch die Prüfungen sollten nur noch in dieser Sprache abgelegt werden dürfen. Das bedeutete jedoch, dass der größte Teil der schwarzen Schüler keinen Abschluss mehr machen konnte, da sie diese Sprache kaum beherrschten.
Dagegen gab es monatelange Proteste, bis sich am 16. Juni 1976 mitten im Township Soweto ein Protestmarsch tausender Jugendlicher zusammenfand. Warum die Polizei den Marsch mit Schüssen in die Menge aufhielt, wurde nie endgültig geklärt. Tatsache ist aber, dass an diesem Tag der eher unpolitische Hector Peterson sowie mehrere andere Kinder und Jugendliche erschossen worden sind. Das Foto zeigt ihn nach dem Mord, daneben seine ältere Schwester.
Aus der Niederschlagung der Demonstration entwickelte sich damals ein Aufstand von zigtausenden Jugendlichen in den Townships Südafrika. Heute weiß man, dass dieser Tag der Beginn einer Massenbewegung war, die schließlich dazu führte, dass die Apartheidregierung in einer freien Wahl gestürzt wurde und Nelson Mandela zum ersten schwarzen Präsident des Landes gewählt wurde.
Hector Peterson starb am ersten Tag, ihm folgen noch über 500 Schülerinnen und Schüler, die sich trotz des Terrors der Regierung nicht mehr einschüchtern ließen und deshalb ermordet wurden. Sie und die vielen anderen setzten ihr Leben aufs Spiel, um in Südafrika ein Leben in Freiheit und ohne rassistische Unterdrückung führen zu können.
Heute erinnert in Berlin die Schule am Tempelhofer Ufer an Hector Peterson, sie wurde 1989 nach ihm benannt.
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