Nachrichten aus Berlin 1933–36

Ein polni­scher Graf, Welt­bür­ger, Dandy und Freund der Deut­schen, reist nach 1933 drei­mal ins Nach­bar­land. Er schaut sich das “neue” Deutsch­land an, trifft in Cafés und Nacht­bars Deut­sche und Auslän­der, sitzt beim Reichs­par­tei­tag in der ersten Reihe. Sobán­ski lässt alles auf sich einwir­ken, bleibt neutral im Ton, und trifft am Ende über Hitlers Reich ein umso härte­res Urteil.
Antoni Graf Soba­ñ­ski, 1898 in Podole (heutige Ukraine) gebo­ren, begann 1922 in Warschau ein Studium der Philo­so­phie, das er 1925 abbrach, um das Leben eines Bohe­mi­ens zu führen. Zahl­rei­che Reisen führ­ten den Kosmo­po­li­ten, der sechs Spra­chen beherrschte, durch Europa und Amerika. Über­all pflegte er Freund­schaf­ten mit Lite­ra­ten, Künst­lern und Intel­lek­tu­el­len. Von 1933 bis 1936 berich­tete er für die polni­sche Zeit­schrift Lite­ra­ri­sche Nach­rich­ten als Korre­spon­dent aus Nazi-Deutsch­land. Der Beginn des Zwei­ten Welt­kriegs über­raschte ihn in Polen. Bald darauf begann seine Exilo­dys­see. Er war ein Freund der Juden, der Englän­der und dazu noch homo­se­xu­ell.

In den Arti­keln aus seinem aggres­si­ven Nach­bar­land beschrieb er bereits das drohende Unheil, das die meis­ten noch nicht erkann­ten. 13 seiner Berli­ner Repor­ta­gen sind hier doku­men­tiert, elegant, leicht­fü­ßig, ironisch und glei­cher­ma­ßen präzise im Stil. Ob die “Juden­frage”, der Revan­chis­mus, die mili­tä­ri­sche Aufrüs­tung oder das Wüten des Nazi-Pöbels, Soban­ski schaut genau hin und beschreibt die sich wandelnde Gesell­schaft aus der Sicht eines Menschen, der sich selbst als eher unpo­li­tisch sieht.

Antoni Graf Soban­ski:
Nach­rich­ten aus Berlin: 1933–36

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