Wimmelbild “Recht auf Stadt”

Meist kennt man Wimmel­bil­der aus Büchern für Kinder. Dieses aber ist auch für Erwach­sene und deswe­gen SEHR groß. Im Format DIN A0 sieht man Hunderte von Menschen, die gerade dabei sind, sich ihren Kiez lebens­wer­ter zu machen. Alles zu beschrei­ben ist nicht möglich, deshalb nur ein Beispiel: Die Baustelle eines Hoch­hau­ses. Die Arbei­ter sind wütend, einer pinkelt an die Wand. Während Akti­vis­ten den Baukran beset­zen, plaka­tie­ren andere den Zaun. Neben dem Arbei­ter­strich (“2 EUR pro Stunde”) fordert ein Gewerk­schaf­ter “Fairen Lohn für alle”.
Das Bauschild, das Kosten von 14 Milli­ar­den ankün­digt, wurde schon mehr­mals aktua­li­siert. Aktu­el­ler Stand: 37 Mrd. Dafür steht ein “Sorry” dabei.
Auf einem Gebäu­de­flü­gel über­ge­ben sich die Arbei­ter, die offen­bar eine giftige Substanz einge­at­met haben, die aus einem Rohr tropft.
Noch auf dem Gelände der Baustelle haben Leute einen alten Baum besetzt, der gefällt werden soll. Trans­pa­rente, Platt­for­men im Baum, viele Unter­stüt­zer, Flug­blät­ter, wie aktu­ell im Hamba­cher Forst.

Das gesamte Bild zeigt grob geschätzt 200 Szenen, manche entdeckt man erst nach Stun­den. Aber über­all wird gezeigt, wie sich die Menschen ihren Stadt­teil einfach nehmen. Das Alten­heim, das Kran­ken­haus, mehrere Wohn­häu­ser, eine Fabrik werden besetzt. Aus den Fens­tern der Chemie­fa­brik wächst eine lebende Mons­ter­pflanze, die die Betrei­ber angreift sowie die Poli­zis­ten drau­ßen. S‑Bahn-Surfer besprü­hen gleich­zei­tig den fahren­den Zug. Es gibt natür­lich den Anarcho Buch- und Info­la­den, einen Commu­ni­ty­gar­ten, quer durch alles fährt die Fahr­rad­demo Criti­cal mass. Von einem Denk­mal wird der Adler entfernt und durch Edward Snow­den ersetzt. Leute demons­trie­ren auf Booten, andere schüt­zen Flücht­linge in einem Protest­camp.

Über­all im Bild wird gechillt, es gibt Partys und Demons­tra­tio­nen. Und die Poli­zei versucht, all diesem Trei­ben ein Ende zu setzen, aber erfolg­los. Sie schützt auch die Bank “Bad Invest”. Oder die Bürger, die für ihre Ruhe demons­trie­ren, schließ­lich hätten sie ja dafür gezahlt.
Die ganze Stadt ein Aben­teu­er­spiel­platz, aber mit erns­tem Hinter­grund. Denn in der Reali­tät werden die Städte ja den Menschen wegge­nom­men, wenn sie nicht das nötige Groß­geld haben. Das wunder­volle Wimmel­bild zeigt, wie entge­gen kapi­ta­lis­ti­scher Verwer­tungs­lo­gik und Profi­t­ideo­lo­gien gemein­schaft­li­che, nach­bar­schaft­li­che und soli­da­ri­sche Erfah­run­gen und Werte zu schaf­fen sind.

Dies ist der Grund, weshalb Markus Wende das Bild gezeich­net hat. Ursprüng­lich im Format DIN A1 ist es nun noch­mal deut­lich größer und passt nicht mehr auf eine durch­schnitt­li­che Zimmer­tür. Bestel­len kann man es direkt beim Künst­ler:
wimmelbild.animationsfilm.de/shop/
Und man sollte es tun!

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