Der Chaos Computer Club (CCC) war schon immer für Überraschungen gut. Und der ist dafür bekannt, dass er Sicherheitslücken in Programmen und Projekten aufspürt und gnadenlos an die Öffentlichkeit zerrt. Daher hätte die neue Aktion von niemand anderem kommen können: Der CCC hat einen Fingerabdruck von Innenminister Wolfgang Schäuble gehackt und stellt ihn nun so zur Verfügung, dass man ihn selber irgendwo hinterlassen kann.
Um die Aktion zu verstehen muss man einige Monate zurück schauen. Mit der Einführung der biometrischen Reisepässe und demnächst auch Personalausweise muss sich jeder Bundesbürger die Fingerabdrücke nehmen lassen. Diese werden digitalisiert und in das Dokument eingefügt. Bei einer Kontrolle, z.B. an der Grenze, muss man dann einen Finger in ein entsprechendes Lesegerät legen und wird dadurch identifiziert. Dieses Verfahren soll künftig auch in anderen Bereichen eingeführt werden, z.B. bei Bankgeschäften. Der Chaos Computer Club hat jedoch schon von Beginn an darauf hingewiesen, dass dieses Verfahren nicht sicher ist, da Fingerabdrücke relativ leicht zu fälschen sind.
Den Beweis hat der Verein nun angetreten: In der neusten Ausgabe seiner Zeitung Datenschleuder liegt eine Folie bei, mit der man sich an einem Finger den Abdruck des Innenministers auftragen kann. Mit dieser hauchdünnen Folie über dem Finger kann man jetzt schon z.B. in manchen Supermärkten bezahlen, die bereits die neue Technik einsetzen. So einfach ist das zu realisieren: Man kann den Abdruck unsichtbar auf dem Finger aufbringen, indem man die Plastikfolie auf den Tisch legt, etwas Holzleim darüber streicht und wartet, bis der Leim antrocknet. Die entstehende gummiartige Schicht ist dann die Attrappe, die man mit einem hautfreundlichen Spezialkleber auf den eigenen Finger klebt (siehe auch Spiegel-Video).
Wie man leicht an die Fingerabdrücke von anderen Personen kommen kann, hat der CCC schon mehrmals veröffentlicht, auch wie man daraus eine entsprechende Folie herstellt. Alles ist relativ einfach, man benötigt vor allem einen guten Abdruck, eine Digitalkamera sowie einen vernünftigen Laserdrucker. Das waren wohl auch die einzigen Voraussetzungen, um an den Print von Schäuble zu kommen: Nach einer Veranstaltung mit dem Innenminister nahm ein CCC-Anhänger das Wasserglas des Innenministers mit, von dem dann die Abdrücke sichergestellt werden konnten.
Aus Schäubles Ministerium kam natürlich sofort die Androhung rechtlicher Schritte. Ob die aber wirklich eingeleitet werden, sit unklar. Immerhin hat Schäuble selber behauptet, dass Bilder des Gesichts und der Finger in ihrer Bedeutung für die Privatsphäre im wesentlichen identisch sind. „Wir haben nach der Logik des Innenministeriums also nur das Äquivalent von einem Foto einer Person des öffentlichen Lebens erstellt“, erläuterte CCC-Sprecher Dirk Engling das Vorgehen des Clubs.
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