Gruftie Lindenberg

Kennst du Udo Linden­berg? Genau, das ist dieser Alt-Rocker, der nie ohne Hut, meis­tens im Mantel und immer mit dem aufdring­lich lässi­gen Gang auftritt. Meis­tens sieht man ihn im Zusam­men­hang mit den 70er Jahren, viel­leicht auch noch den 80ern, als er mit Nena zusam­men war.

Aber Linden­berg ist in der deut­schen Musik­szene wirk­lich eine wich­tige Figur. Bezie­hungs­weise war er es vor etwa 30 Jahren. Damals war er zusam­men mit seiner Band “Panik­or­ches­ter” einer der ersten, die deut­sche Rock­mu­sik gemacht haben. Bis dahin war Musik mit deut­schen Texten nur als Schla­ger üblich, Roy Black oder Rex Gildo waren die Stars.
Aber Udo Linden­berg hatte mit solcher Musik nichts am Hut (den er damals auch noch gar nicht getra­gen hat). Auf seinen Konzer­ten gingen die Leute rich­tig ab, seine Lieder handel­ten von den Jugend­li­chen, die sie hörten. Zum Beispiel hat er mehrere Lieder gemacht über Schü­ler, die von Zuhause abhauen und irgendwo hintram­pen und was sie dann erle­ben. Oder von einem, der davon träumt ein Segel­boot zu klauen und damit abzu­hauen. Er sang von dem Jungen, der sonn­tags bei seinen Eltern in der Bude sitzt und sich lang­sam besäuft, weil ihm so lang­wei­lig ist. Und von dem Mädchen, das die Schnauze von der Schule voll hat, nach München trampt und dort ausge­rech­net mit einem Lehrer anbän­delt.

In den 1970er und 80er Jahren sind in Deutsch­land zehn­tau­sende von Jugend­li­chen von ihren Eltern abge­hauen, viele erst 13, 14 oder 15 Jahre alt. Manche grün­de­ten ille­gale Wohn­ge­mein­schaf­ten und in Berlin erhiel­ten diese soge­nann­ten “Treber” sogar ganz offi­zi­ell die Erlaub­nis, in zwei Häusern zu leben, die sie vorher besetzt hatten. Die Musik von Udo Linden­berg war immer mit dabei.

In den 1980ern dann machte er Lieder gegen Nazis und die Dumpf­heit der Spie­ßer. Und das ist eigent­lich bis heute so. Wer nicht nur auf Lala oder Hip-Hop steht, sollte sich mal einige alte Lieder von Udo Linden­berg anhö­ren, da sind bestimmt ein paar Über­ra­schun­gen dabei.

Foto: Raimond Spek­king

Wiki­me­dia Commons, CC BY-SA 4.0
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