Seinen Namen kannte ich schon seit Jahren. Erst als Kommentator auf dieser Website, später als Gastautor. Erst im vergangenen Jahr habe ich Hanno Wupper persönlich kennengelernt, bei einem seiner seltenen Besuche in Berlin. Damals empfing er mich mit der Mitteilung, dass er schwer an Krebs erkrankt sei, dass er bald sterben würde und dass das damit geklärt sein sollte. Wir hatten danach lange und intensive Gespräche, über unser beider Leben, über unsere Erfahrungen, unsere Vorstellung vom Leben, über das Pflücken von Kirschpflaumen nördlich von Berlin, die ich bis dahin nicht kannte. Dazu haben wir uns für den Sommer 2017 verabredet. Wir sprachen über die deutsche Mentalität, die Entwicklung der deutschen Sprache und noch so vieles mehr. Es war für mich eine unbeschreibliche Bereicherung. Dann gab er mir noch ein großes Glas eingemachter Kirschpflaumen mit.
Einige Monate später fuhren wir gemeinsam an den Rand von Potsdam, dort arbeitete er seit Jahren mit in der Initiative zum Erhalt des Jagdschlosses Stern. Er machte mir noch eine spezielle Führung, es war ein schöner Abend.
In den Wochen und Monaten danach war er wieder in den Niederlanden, der Austausch lief über E‑Mail weiter. Anfang des Jahres zeichnete sich ab, dass es Hanno wieder schlechter ging. Seit dem Frühjahr konnte er kaum noch schreiben, trotzdem erinnerte er mich noch an unsere Verabredung, zusammen Kirschpflaumen zu pflücken. Doch am 20. Juli schrieb er an alle seine Freunde und Bekannte: “Nun wird in sehr wenigen Tagen das Ende da sein. Es tut mir leid, dass ich keine bessere Mitteilung habe. Es ist so, wie es ist. Ich habe mich damit abgefunden und verabschiede mich mit diesem Brief von Euch.” Und nun setzte er seinem Leben ein Ende, inmitten seiner engsten Freunde.
Hanno Wupper war Dozent in Nimwegen und veröffentlichte einige sehr interessante Bücher auf Deutsch. Darunter „Suche nach der Mitte von Berlin“, ein hervorragendes und außergewöhnliches Berlin-Buch. Im August 2016 erlaubte mir Hanno, das Buch auf Berlin Street zu veröffentlichen, wo noch bis zum 1. Oktober wöchentlich ein Kapitel erscheint. Mehrmals sagte er mir, wie stolz er wäre, dass sein Buch hier der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Die wöchentlich wechselnden Fotos über den Beiträgen erfüllten ihn mit Freude, immer wieder meldete er sich, um mir was dazu zu schreiben.
Daneben hatte er eine zweite Identität. In der schwulen Lederszene kannte man ihn unter anderem auch als Autor unter dem Namen Jens van Nimwegen. „Seine sieben Romane lassen Buchhändler verzweifeln: Wohin soll ich sie stellen? Zur schönen, guten Literatur oder zur expliziten Erotik oder gar Pornographie? Genau dafür lieben viele diese Romane so. Sie erfüllen beide Kriterien, Literatur und Lust, auf höchsten Niveau.“ (manimal.eu)
Hanno Wupper war ein so vielseitiger, vielschichtiger, liebenswerter Mensch, sein Tod ist ein größerer Verlust, als ich es vorher gedacht hätte. Am Wochenende werde ich an den Ort gehen, den er mir beschrieben hat. Und ich werde nach den Kirschpflaumen suchen und sie pflücken, und mir dabei vorstellen, dass Hanno dabei ist.
Ich habe seine Texte bisher alle gelesen, obwohl ich mir auch das Buch gekauft habe. Hanno Wuppers Schreibe ist so intelligent und interessant, er wird auf jeden Fall eine Lücke hinterlassen. Ich hatte gehofft, mehr von ihm lesen zu können.
R.I.P.
Auf jeden Fall kann ich Dir noch das Selbstdenkbuch (Link oben) empfehlen! Das ist noch mehr Hanno als die Suche nach der Mitte von Berlin.
Wenn Du magst bin ich am Wochenende dabei…
Am Samstag sind Michael, ein Freund und ich tatsächlich nach Mönchsmühle gefahren und dort mehrere Stunden spazieren gewesen. Wir haben an Hanno gedacht und dort etwa 5 Kilo Kirschpflaumen gepflückt. Noch viel, viel mehr waren noch nicht reif.
Auch wenn es ein großer Verlust ist so, kannst Du stolz sein ihn persönlich kennengelernt zu haben.
Guten Tag, ich war kurz mit Hanno Wupper befreundet. Könnte mir bitte jemand mitteilen, wo Hanno beerdigt worden ist? Vielen Dank