Meist begrüße ich meine Freunde oder Familienmitglieder und auch alle anderen mit “Hallo”. Oft kommt dann die Antwort “Wie geht’s?”. Ob im Taxi, unter Freunden oder im Treppenhaus, diese Floskel höre ich mehrmals am Tag. Was wäre wohl, wenn ich wirklich drauf eingehen würde? Wenn ich sagen würde: “Nicht gut, überhaupt nicht. Ich habe große Sorgen, Geld und Beziehung sind so fern wie Australien, die Hoffnung auch. Und mein Lebensmut lässt täglich nach, ich habe Angst vor dem, was noch kommt.”
Ich glaube, der andere würde ganz schön doof kucken und nicht wissen, wie er reagieren sollte. Wahrscheinlich sagt er nur: “Wird schon wieder!” und macht sich möglichst schnell aus dem Staub. Oder aber, er geht wirklich drauf ein, ist interessiert oder tut wenigstens so, weil er ein bisschen Verantwortungsgefühl hat. Aber das ist wohl die Ausnahme.
Schade ist, dass die Frage zu so einer nichtssagenden Floskel verkommen ist, wenn aber mal jemand die Frage ernsthaft stellt, merkt man das vielleicht gar nicht mehr. Dann wischt man sie wie immer mit “Ja, geht so” weg und verpasst damit die Chance, mal darüber zu reden, weil jemand wirklich Interesse zeigt. Bestimmt nicht mit einem Fahrgast oder beim Bäcker, aber so im Bekanntenkreis oder unter Kollegen. So aber geht die Vereinsamung weiter.
“Jeder hat ne Hund aber keinen zu reden”, faellt mir dazu ein. Ansonsten noch ne schoenen freien Tag…wenn man das als Taxifahrer ueberhaupt noch hat ;)
Hmm ja.
Ein bisserl mehr “Menschlichkeit”, ein wenig mehr “Nächstenliebe” und ein “offeneres Auge für den Mitmenschen” würde uns Allen besser stehen.
Ob in München in der U‑Bahn oder beim Fussball in Hannover.
Weder Geld noch Macht machen glücklich, aber der Dank in den strahlenden Augen deines Nächsten.
Achja… und Aro… ich frage nicht nur so… ich hör dann auch zu!
Also!
Wie geht’s?
@ Oldieman
Ja, recht hast Du.
Aber Deine Frage beantworte ich dir per E‑Mail.
Das ist für mich fast ein zu großes Thema um hier in einem kurzen Kommentar etwas dazu zu sagen, allerdings ein sehr wichtiges finde ich…wenn nicht sogar das wichtigste.
Auf Grund meiner sehr verschiedenen Berufserlebnisse (Stationshilfe auf einer Krebsstation, Bedienung in einer Tag u. Nachtkneipe, Häusliche Krankenpflege und jetzt schon 15 Jahre Verkäuferin in einem Kietzladen)habe ich viel mit Menschen und Teilen Ihrer Probleme zu tun gehabt. Trotzdem tappe auch ich immer wieder in die Falle und stelle diese Frage “Wie geht´s” manchmal noch gedankenlos. Wenn mein Gegenüber dann aber tatsächlich anfängt zu erzählen dann höre ich auch ersthaft, interssiert und konzentriert zu. Am Ende des Gesprächs habe ich fast immer das Gefühl der/die Andere ist für den Momemt ein klein wenig entspannter und dankbar dafür das Jemand zugehört hat auch wenn man in Bezug auf die eigentlichen Probleme nicht konkret helfen konnte.
Ich glaube, die Menschen die diese Frage “Wie geht´s?” stellen sollen öfter eine ehrliche Antwort bekommen (zumindestens teilweise, mann will ja nicht jedem sein Innerstes offenbaren) Das hat erstens zur Folge, dass dem Frager der Sinn seiner Frage mal bewusst wird und ausserdem trifft man dann vielleicht doch ab und an auf Jemanden der wirklich interessiert ist.
Tja, das sind nur Auszüge meiner Gedanken hierzu.
Oh mann, dass kenne ich. Mir ist es meist sogar richtig peinlich, wenn jemand so fragt, weil ich ja schon weiß, dass er keine Antwort will. das heißt, er will nur so eine kurze, um dann sofort einhaken zu können und von sich erzählen. Gut, okay, ich höre zu, der andere scheint es nötiger zu haben. Gott (oder wem auch immer) sei Dank habe ich einen guten Freundeskreis, mit dem ich mich tatsächlich und ehrlich austauschen kann.
Ich habe schon mal jemanden nicht auf die Frage geantwortet, der hat es gar nicht gemerkt ;)
Bei meiner Arbeit merke ich, wei übervoll die Menschen sind, wie froh sie sind, wenn sie ablassen können.
Danke für dieses Thema!
Man kann das allerdings auch von der anderen Seite betrachten. Nicht jeder WILL ernsthaft auf die Frage “Wie geht’s?” antworten. Ich stell die Frage selbst nur, wenn ich wirklich interessiert bin. Aber ich antworte nicht jedem ernsthaft, wenn ich gefragt werde.
@Großstadtkind
Und wie würdest du reagieren/denken, wenn DIR auf deine “interessiert” gestellte Frage “nicht ernsthaft” geantwortet würde?
Irgendwie beißt sich bei deiner Aussage die Katze in den Schwanz. :-(
Seit neuestem gibt es auch nur das schlichte “na?”, woraufhin der Gefragte ebenfalls mit “na?” antwortet und damit endet der emotionale Teil der Begrüßung. Leider bürgern sich diese Floskeln immer mehr ein. Ohne, dass man es bewusst mitbekommt, ist es schon wieder in die Luft geworfen worden. Wie geht´s? Gut und dir. Auch gut. Ende. Ich hab aber leider die Erfahrung gemacht, dass, wenn man diese Floskel nicht stellt, sondern nur eine einfache Begrüßung und dann gleich zur Sache kommt, eher komisch von der Seite angeschaut wird, als wenn man sich den gesellschaftlichen Bräuchen unterwirft. Die meisten wollen es hören — nur wenige machen sich wirklich Gedanken darüber, wem sie diese Frage stellen und weshalb. Ich bin eigtl ganz froh, dass bei uns noch nicht das amerikanische “nice to meet you” angelangt ist! Wobei das auch noch eintreffen könnte…
@ArtiBerlin
Das kommt sicher auch noch. Ich hatte das von Ami-Touristen im Taxi auch schon und hatte erstmal überlegt, ob wir die von irgendwoher schon kannten.
“nice to meet you” ist dabei noch eine der harmloseren Floskeln in den Staaten.
Viel schlimmer finde ich da das überall gerne genommene “love you”, gerade im familiären Umfeld.
“love you mom” hier und “love you mom” dort, einfach mal so eingeworfen wie ein Räusperer, spiegelt nun wirklich nicht immer das wahre Gefühlsleben des Anderen wieder.
Ob man diese, auch im deutschen gern genommenen, Floskeln dabei so einfach als “gesellschaftlichen Brauch” abtun sollte, ich weiß nicht. “Gesellschaftliche Gewohnheit” würde meiner Meinung nach da eher passen, wobei wir bei vielen dieser “Gewohnheiten” vielleicht wieder einen anderen Weg einschlagen sollten.
Verhaltensmuster wie die während und nach der Krise gesehenen, gerade bei Bankern, Politikern und Managern, sind auch zur “Gewohnheit” geworden, sind, meiner Meinung nach, aber nicht wirklich positiv in unserer Gesellschaft, da sie eher durch Egoismus, Machtbesessenheit, ja fast schon Unmenschlichkeit geprägt sind.
“Brauch” hat mir auch nicht gefallen, “Gewohnheit” war das Wort, was ich gesucht hab. Danke!
“Gern geschehen!”
Keine Floskel… sondern wirklich so gemeint… ;-)
Wenigstens schulen wir hier unser Ohr und unseren Umgang mit diesen Floskeln :)