Bauernaufstand

“Du Bauer” lautet ja ein belieb­tes Schimpf­wort — beson­ders in unse­rer arro­gan­ten Stadt­be­völ­ke­rung. Dass dies nicht ganz unbe­rech­tigt ist, zeigte sich heute, als rund 10.000 Land­wirte in Berlin demons­trier­ten und dabei mit etwa 8.600 Trak­to­ren die gesamte west­li­che Innen­stadt lahm legten. Ob sie sich damit wirk­lich die Sympa­thie der Bevöl­ke­rung erobert haben?

Zwar fordern sie öffent­lich Respekt für ihren Beruf, der sicher zu den schwers­ten über­haupt gehört. Doch dass sie sich nun dage­gen wehren, Umwelt­schutz­auf­la­gen beach­ten zu müssen, um z.B. das Insek­ten­ster­ben zu verhin­dern, spricht gegen sie. So strei­ten Sie ab, für die Verseu­chung ihrer Böden mit Nitra­ten verant­wort­lich zu sein. Wer denn? Gibt es etwa böse Menschen, die nachts heim­lich auf die Felder gehen und die Böden verseu­chen?

Sowieso ist es unver­ständ­lich, wieso solch ein Bohei gemacht wird. Bei den Pesti­zid­ver­bo­ten geht nur um bestimmte Acker­gifte und gerade mal 0,9 Prozent der land­wirt­schaft­lich genutz­ten Fläche in Deutsch­land.
Dass nicht alle Bauern auf der Linie der Demons­tran­ten sind, zeigt der Bundes­ver­band Deut­scher Milch­vieh­hal­ter. Er hatte zwar noch zur Teil­nahme an der Vorgän­ger­demo in Bonn aufge­ru­fen, hat aber gleich­zei­tig die Notwen­dig­keit deut­li­cher Verän­de­run­gen in der Land­wirt­schaft aner­kannt.

Die angeb­lich unab­hän­gi­gen Initia­to­ren der Proteste, die Initia­tive “Land schafft Verbin­dung” ist dabei nicht so selbst­stän­dig, wie sie tut. Denn unter den Orga­ni­sa­to­ren sind teil­weise Funk­tio­näre des Bauern­ver­bands Schles­wig-Holsteins. Der Ansprech­part­ner der Demons­tran­ten kommt ursprüng­lich aus der AfD. Dies ist auch die einzige Partei, die auf einer Linie mit den protes­tie­ren­den Bauern liegt. Die Menschen hätten nicht viel Einfluss auf den Klima­wan­del, sagt Peters und wider­spricht damit allen seriö­sen Wissen­schaft­lern.

Dass ausge­rech­net viele Bauern das vertre­ten, die näher an der Natur sind als die meis­ten ande­ren Menschen, ist völlig unver­ständ­lich. Gerade sie soll­ten ein Inter­esse daran, dass das Gleich­ge­wicht der Natur erhal­ten bleibt.

Foto: Heiko Zapke

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Diese Spazier­gänge begin­nen am Schreib­tisch und in Büchern. Seit langem beschäf­tige ich mich mit “Wasser­bau­ten”. Meine Studen­ten habe ich schon oft aufge­for­dert, sich Berlin vorzu­stel­len ohne flie­ßen­des Wasser in den Häusern und ohne Kana­li­sa­tion. Wie […]

3 Kommentare

  1. Ja meinst Du denn diese Bauern schauen ARTE oeder PHOE­NIX oder lesen die LÜGEN­PRESSE? Lustig war aber als S‑Bahnfahrer und Fuss­gän­ger zu erle­ben wie wütende Auto­fah­rer Moabit blockier­ten indem sie — trotz der deut­li­chen Ankün­di­gung dieser zwei­fel­haf­ten Veran­stal­tung — mit dem AUTO den Stau selbst verur­sach­ten. Ein wunder­vol­les Thea­ter. Sogar der breite RADWEG auf dem FUSS­WEG der Bart­nin­g­al­lee wurde von eini­gen Smart­fah­rern zum Voran­kom­men benutzt. Regeln? Welche Regeln. Motto: Aus dem Weg, ich habe es eilig! Selten habe so entspannt und belus­tigt dem hilf­lo­sen Trei­ben dieser Menschen und der Poli­zei zuge­schaut. PS: Was fehlt auf dem Foto von Heiko Zapke? ;-)

    Love and peace! ;-)

  2. Einmal pro Woche soll­ten die Bauern kommen und am Besten Ihre Produkte frisch aus den Regio­nen der Repu­blik mitbrin­gen. Im Tier­gar­ten gäbe es einen großen Markt…der Stadt­mensch wäre wohl und gesund versorgt. Der Auto­ver­kehr wird umden­ken müssen…und das Taxi findet seine Spur…Wunschdenken?! Mitnich­ten…

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