Das mit den Busspuren hier in Berlin ist schon eine feine Sache – wenn man sie denn nutzen darf. Busse dürfen das natürlich und in den meisten Fällen auch Taxis. Außerdem noch Fahrräder, was manchmal zum Problem werden kann. Denn anstatt z.B. auf dem Kudamm in der vorgeschriebenen „angemessenen Geschwindigkeit“ am Stau vorbeizufahren, schleicht man mit einem Fahrrad vor sich manchmal in einem Tempo über die Straße, die knapp oberhalb dem eines durchschnittlichen Fußgängers liegt. Mit dem Taxi ist das Problem nicht so schlimm, meist sind die Spuren breit genug, dass man am Fahrrad vorbei kommt, ohne den Radler durch die geparkten Autos hindurch auf den Bürgersteig zu katapultieren.
Anders sieht es bei den BVG-Bussen aus, von denen am Kurfürstendamm gleich mehrere Linien verlaufen. Die Busse sind eindeutig zu breit. Also zuckeln sie manchmal im Schneckentempo hinter einem Fahrrad her. Wenn sie Pech haben, geraten sie an ein besonders rücksichtsloses Exemplar, das nicht mal an Kreuzungen für den Bus zur Seite fährt, obwohl dort genug Platz wäre.
In solchen Fällen wehren sich die Busfahrer oft, indem sie gefährlich nahe direkt hinter dem Fahrrad herfahren, manchmal nur mit einem Meter Abstand. Dass der Radler dadurch in Lebensgefahr schwebt, interessiert manchen Bivi offenbar nicht. Jedenfalls ist ein rechtzeitiges Stoppen nicht mehr möglich, wenn der Radfahrer bremsen muss, z.B. weil jemand am Rand die Autotür aufreißt. Selbst wenn er langsamer wird, zum Anhalten oder Abbiegen, muss der Radler damit rechnen, unter den Bus zu kommen. Wer öfter auf dem Kudamm unterwegs ist, weiß, dass so ein Verhalten von Busfahrern regelmäßig vorkommt.
Vor Kurzem konnte ich vom Taxistand Kudamm/Leibniz aus beobachten, wie ein Busfahrer wieder Jagd auf einen Radler machte. Schon vor der Kreuzung gab er zweimal Gas, um jeweils kurz hinter’m Fahrrad abzubremsen. Der Radfahrer sah sich um und interpretierte das rechte Blinklicht des Busses wohl so, dass der nun abbiegt. Dabei wollte er nur gleich hinter der Kreuzung an die Haltestelle fahren.
In den nächsten Sekunden rollte der Radler langsamer werdend über die Kreuzung. Nun gab der Busfahrer wieder entnervt Gas, so dass er diesmal auf wenige Zentimeter an das Fahrrad heran kam. Der Kollege vor mir, der draußen neben seinem Taxi stand, brüllte rüber: „Vorsicht!“
Ich sah jetzt einen ziemlich alten Mann auf dem Rad sitzen, der voll Panik im Gesicht versuchte, möglichst schnell vor dem Bus wegzufahren. Die 20 Meter bis zur Haltestelle kamen ihm wahrscheinlich sehr lang vor. Ich hoffte nur, dass er bei seiner Flucht jetzt nicht hinfällt und doch noch unter den Bus gerät. Zum Glück ging alles gut und ein paar Meter hinter der Bushaltestelle fuhr der Radfahrer an den Rand und blieb stehen. Er musste sich erstmal beruhigen. Als der Bus kurz darauf an ihm vorbei fuhr, drehte sich der Mann um und schaute, ob nicht gleich noch einer kommt. Erst dann fuhr er weiter.
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