Bundeswehrmacht marschiert

500 Solda­ten marschier­ten heute in der Berli­ner City. Der 11.11. ist auch Beginn der Karne­vals­zeit, da passte es ja, dass  sich verklei­dete Erwach­sene zum Horst machen. Die Bilder jedoch sind gar nicht lustig, sie erin­nern an vergan­gene  Zeiten: Hunderte Fackel­trä­ger, Trom­meln, Marschie­ren im Gleich­schritt — Bilder, wie man sie schon aus den  verschie­de­nen Deut­schen Reichen kennt.

Und das alles vor dem Reichs­tags­ge­bäude, wo eigent­lich Poli­tik gemacht werden soll. Ganz offen­sicht­lich soll wieder  signa­li­siert werden, dass Krieg die Fort­set­zung der Poli­tik ist. Anders ist nicht zu erklä­ren, dass die Bundes­wehr ihren  Aufmarsch in einer derart kriegs­ver­herr­li­chen Weise zele­briert. Auch wenn keine Rake­ten mitge­führt werden, ist diese  Selbst­frie­di­gung mili­ta­ris­tisch und ekel­haft. Es wundert auch nicht, dass Bundes­prä­si­dent Hinden­burg Gauck mit  leuch­ten­den Augen dane­ben steht. Solche affige Veran­stal­tun­gen sind ja ganz nach seinem Geschmack.

Mit Demo­kra­tie hat das alles nichts zu tun, denn das Volk, zumal das kriti­sche, ist ausge­schlos­sen. Nur die Jubel­per­ser  wurden einge­las­sen. Im Umkreis von 500 Metern ist alles abge­sperrt, die Herr­schen­den fürch­ten die Bürger, die gegen  das Spiel mit den Knar­ren protes­tie­ren könn­ten.

Doch an der Fried­rich­straße ist dieser Protest zu sehen: Das Propa­gan­da­büro der Tötungs­pro­fis wurde an der gesam­ten  Front mit Farbe bemalt. Ein winzi­ger Protest gegen die derzeit laufende Kampa­gne der Bundes­wehr, in der sie versucht,  neues Kano­nen­fut­ter zu rekru­tie­ren.
Viel­leicht dürfen die Neuen beim nächs­ten Mal auch mit einer Fackel durch das Bran­den­bur­ger Tor laufen. Tradi­tion steht  ja bei der Bundes­wehr sehr hoch im Kurs. Bei solchem Auftre­ten des Staa­tes braucht man sich nicht wundern, dass in  Deutsch­land wieder dieje­ni­gen Morgen­luft wittern, die eben­falls sehr ewig­gest­rig sind.

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2 Kommentare

  1. Moin, moin,
    geht es da mal wieder um das feier­li­che Gelöb­nis mit Zapfen­streich? Da kann ich auch nicht verste­hen, warum das nicht auf dem Kaser­nen­hof statt­fin­den kann. Natür­lich sind auch bestimmte Bilder wie Fackeln, Stahl­helme usw. mit Erin­ne­run­gen an häss­li­che Zeiten verbun­den. Ob ein Staat ohne Solda­ten Über­le­bens fähig ist mag ich nicht vorbe­halt­los beja­hen. vor 30 Jahren sagte ich noch lieber rot als tot, und wurde aufge­for­dert dann doch nach “drüben” zu gehen. Habe auch konse­quent den Kriegs­dienst mit der Waffe verwei­gert und fast 2 Jahre Zivil­dienst geleis­tet. Heute sage ich den alten Slogan nicht mehr so deut­lich. Ich bin der Über­zeu­gung, ganz ohne eine Bundes­wehr wird es nicht gehen. Ob dann unsere Frei­heit tatsäch­lich im Auslands­ein­satz vertei­digt werden muss oder ob da nicht andere Inter­es­sen regie­ren, sehe ich wiederum sehr kritisch.
    Wenn ich dann aber zum Entschluss komme, dass wir eine Bundes­wehr grund­sätz­lich brau­chen, dann kann ich sogar fast tole­rie­ren, dass ein Gelöb­nis mal in der Öffent­lich­keit statt­fin­det.
    Sach­be­schä­di­gung als Mittel poli­ti­scher Ausein­an­der­set­zung ist dann aber auf ganz ähnli­chem Kurs, wie die Fort­set­zung von Poli­tik mit Solda­ten und Waffen. Sorry, da habe ich kein Verständ­nis und keine Tole­ranz. Da fehlt den Akti­vis­ten in meinen Augen der Respekt vor dem Eigen­tum ande­rer und auch der Respekt zu akzep­tie­ren, dass die Demo­kra­tie (oder das was davon noch übrig ist) auch mal unbe­queme Entschei­dun­gen trifft.
    Gruß Frank

  2. Die Frage ist ja nicht, ob ein Staat ohne Armee über­le­bens­fä­hig ist, sondern es geht um die Form. Und die erin­nert sehr an das preu­ßi­sche und NS-Solda­ten­bild, mit ihrem Stie­fel­knal­len und Fackel­mär­schen in der Nacht.
    Was die Beschmut­zung der Fassade betrifft finde ich die Gleich­set­zung schon etwas über­trie­ben. Wenn die Bundes­wehr nur mit Farb­pa­tro­nen schie­ßen würde, könnte ich Dir recht geben, so aber halte ich das schon für ein akzep­ta­bles Mittel. Und immer­hin prollt die BW ja jetzt auf ihrer Frat­zen­book-Seite selbst mit dem Foto der Fassade rum.

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