Konfrontation am Checkpoint Charlie

Zweieinhalb Monate nach dem Mauerbau eskalierte die Situation am Grenzübergang Friedrichstraße zwischen Kreuzberg und Mitte: Der Übergang, der von den US-amerikanischen Alliierten Checkpoint Charlie genannt wurde, war ausschließlich für Ausländer und Alliierte vorgesehen. Das Viermächte-Abkommen zwischen den vier Besatzungsmächten sah vor, dass es für Angehörige der Alliierten keine Passkontrollen am Grenzübergang geben sollte. Am 23. Oktober 1961 erließ jedoch das DDR-Innenministerium mit sowjetischer Billigung eine Verordnung, die eine Kontrolle vorsah. Die West-Alliierten akzeptierten dies nicht, zumal die DDR-Behörden laut Besatzungsrecht überhaupt nicht befugt waren, eine solche Verordnung zu erlassen und durchzusetzen.

Als dann am 25. Oktober ein Angehöriger der US-Militärmission am Checkpoint Charlie von der DDR-Grenzpolizei zurückgeschickt wurde, weil er sich nicht ausweisen wollte, eskalierte die Situation. Die US-Kommandantur bestand auf einen unkontrollierten Zutritt auf das Gebiet von Ost-Berlin, die DDR lehnte das ab. US-amerikanische Jeeps und weitere Militärfahrzeuge fuhren vor dem Grenzübergang auf. Unablässig wurden amerikanische Zivilisten in den Ostteil der Stadt geschickt, eskortiert von schwer bewaffneten Militärpolizisten. So sollte immer wieder aufs Neue erprobt werden, wie weit die DDR-Volkspolizisten bei ihren Kontrollen gingen.

Der Berliner Sondergesandte Präsident Kennedys, General Lucius D. Clay, befahl, dass Panzer am Checkpoint Charlie positioniert werden sollten. Kurz darauf rollten auch sowjetische Panzer heran. Vom 27. Oktober bis zum Vormittag des folgenden Tages standen sich nun die US-amerikanischen und sowjetischen Panzer gegenüber. Dutzende Journalisten aus aller Welt positionierten sich an der Friedrichstraße, sie wurden aber von der West-Berliner Polizei sowie US-Soldaten in die angrenzenden Häuser gedrängt.

16 Stunden lang war nicht klar, ob es zu einem Einsatz der Panzer kommen würde. In diesem Fall hätte es unabsehbare Konsequenzen gegeben, bis hin zum Ausbruch eines neuen Krieges.
Hinter den Kulissen wurde allerdings auf diplomatischem Wege verhandelt. Das Ergebnis war, dass beide Seiten ihre Panzer zurückziehen und die Verordnung der DDR-Behörden zurückgenommen wird. Diese Lösung hat eine militärische Auseinandersetzung verhindert, die eventuell zu einer Katastrophe geführt hätte.

print

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*