Bücher von Taxifahrern gibts mittlerweile reichlich, auch ich habe den Berg vor einem halben Jahr um eines erhöht. Bei den meisten die ich gelesen habe bin ich jedoch nicht über die ersten zehn Seiten hinausgekommen. Entweder war der Inhalt langweilig oder der Schreibstil nicht zu ertragen. Meist beides.
Eine wohltuende Ausnahme ist dagegen das Buch meines lieben Kollegen Sascha Bors, der mit seinem Blog Gestern Nacht im Taxi fast täglich Einblicke in sein berufliches Nachtleben gewährt. Oft sind die Einträge nur wenige Zeilen kurz, manchmal aber beschäftigt er sich extrem ausgiebig mit einem Thema, so dass man am Ende das Gefühl hat, richtig was gelernt zu haben.
Nun hat er einen Teil der Geschichten, teils in neuem Kleid, als Buch veröffentlicht und gleich am Anfang merkt man, dass es nicht bei zehn Seiten bleibt. In seiner gewohnt lockeren, aber verbindlichen Art beschreibt er Situationen, die auch dann richtig spannend rüberkommen, wenn man sie selber schon zigmal erlebt hat. Sash porträtiert die verschiedenen Arten von Fahrgästen so treffend, dass sie einem sofort bekannt vorkommen — auch wenn man gar nicht selber Taxi fährt. Mehrere Jahre Erfahrung in diesem Beruf gepaart mit guter Beobachtungsgabe lassen ihn Menschen und Situationen sehr pointiert erklären. Und das meist in einem lockeren Ton, dem man anmerkt, dass es schwer ist, Sash aus der Ruhe zu bringen.
Wie schon in seinem Blog behandelt Sascha Bors auch im Buch grundsätzliche Fragen, wie Taxifahrer ticken, was wir verdienen (und was wir tatsächlich bekommen), wie man mit betrunkenen Damen oder stressigen Jugendgruppen umgeht, er erklärt das Taxameter und die berüchtigte Kotzfrage.
So wie sein Blog ist auch das Buch von Nachtfahrer Sash absolut zu empfehlen!
Sascha Bors: Gestern Nacht im Taxi
Skurrile Geschichten eines Taxifahrers
Emons-Verlag
ISBN: 978–3‑39451–497‑7
12,95 EUR
www.gestern-nacht-im-taxi.de
Danke für die Innenansichten aus dem Taxi. Berlin ist nicht Alpbach, einige Dinge sind aber sicher gleich. Das Blog werde ich einem Bekannten Taxifahrer empfehlen.
In einer Großstadt wie Berlin Taxifahrer zu sein ist sicherlich interessant. Man erlebt innerhalb einer 8 Stunden Schicht den gesamten Querschnitt der Gesellschaft. Dies ermöglicht viele Anekdoten. Vielen Dank für die Literaturempfehlung!