Aus der Asche geborgen
Am 18. Mai 1968 (oder auch später) ging ein alter Mann, man kann sagen: ein Herr, durch den Wald spazieren in Richtung auf ein Dorf, das er Schönholz nannte, das aber wohl Schönblick war. Der […]
Am 18. Mai 1968 (oder auch später) ging ein alter Mann, man kann sagen: ein Herr, durch den Wald spazieren in Richtung auf ein Dorf, das er Schönholz nannte, das aber wohl Schönblick war. Der […]
Auf meiner Köpenick-Karte steht “Altstadt” mitten im Wasser: Krusenick, Müggelspree bis Frauentrog — das wäre Köpenicks Altstadt? Die Kartenschrift erzeugt eine phantastische Vorstellung: Die Rathaus- und die Schlossinsel legen sich von der Leine, an die […]
Da es also den Weg nicht gibt, den ich hatte gehen wollen, ging ich in die Bellevuestraße in Richtung aufs Wasser. Der Name verführte mich. Nicht der Name “Schöne Aussicht”; denn das ist vom Brandenburgplatz […]
Berlin verwandelt sich schnell in Landschaft. Die Häuser am Hirschsprung, der für die Autofahrer als Sackgasse endet, aber nicht für die Fußgänger, die zur Wiesenpromenade weitergehen, sehen försterlich aus, kunstschriftstellerisch, ich stelle mir hier Christoph […]
Der Bahnsteig ist lang für den Sommer. Dann kommen hierher aus der Metropole wohl viele Leute, die die Statistiken Erholungssuchende nennen, meistens wissen sie ihre Wege viel zielstrebiger, als das mit seinem Objekt vereinigte Verbum […]
Für den Berlin-Gänger ist S‑Bahn-Fahren wie Spazierengehen. In Ostkreuz bin ich in die S3 gestiegen. Ich habe mich auf eine Querbank gesetzt und blicke nach Südwesten. Die Sonne scheint mir ins Gesicht. Es riecht nach […]
Ich lebe seit 1961 in Berlin. Ich fühle mich immer noch nicht als Berliner. Für das vorige Kapitel bin ich wie ein Tourist durch die Stadt gewandert. Da habe ich mich vielleicht versehen. Gestern bin […]
Wenn ich “Köpenick” hörte, dachte ich nicht an den Hauptmann. Sondern an die Olympiade. 1936 besuchten meine Eltern Berlin, um den Sportlerinnen und Sportlern zuzusehen. Ein Kollege hatte eine Tante in Köpenick, die gut gestellt […]
Ihre Adresse war: In den Zelten 5. Bekannt von Briefmarke und Geldschein: Bettina von Arnim. Geborene Brentano. Aus Frankfurt, wie Goethe. Ich fahre an mit dem stadtberühmten Bus Nummer 100, eine Touristenattraktion, für Billiggeld zeigt […]
Wenn er nicht einen Sohn hätte, den er als gescheitert und eine Schande hätte bezeichnen müssen, dann wüsste man von dem Reichsgerichtsrat Ditzen rein gar nichts. Bevor er Reichsgerichtsrat wurde, war er Kammergerichtsrat und wohnte […]
Während sich die Spree fünf oder sechs mal von Norden nach Süden und von Süd nach Nord hebt, zackt der Straßenzug Alt-Moabit / Invalidenstraße nördlich über den Fluss, als hätten sich die Stadtplaner vorgenommen, das […]
Wenn ich mich recht erinnere, sprach er über das Gewissen. Antrittsvorlesung an der FU Berlin. Später sagte mein Verleger, der Professor habe gesagt, die Studenten sollten ruhig noch ein bisschen demonstrieren und den Lehrveranstaltungen fern […]
Als die beiden vorausgehenden Texte (Jägerstraße und Taubenstraße von Ost nach West) in den Zeitungen erschienen, haben sie manchen nicht gefallen. “Sie wollen uns doch nur schlecht machen … wahrscheinlich sind Sie in der NSDAP-Nachfolgepartei […]
Stadtmitte heraus, ich kam mit der U2, da wäre ich mit wenigen Schritten schon mitten auf der Taubenstraße, aber der Beginn ist entweder im Westen oder im Osten; die Taubenstraße fängt heute bei Schleiermacher an; […]
Aus der Unterwelt der U‑Bahn komme ich in “Stadtmitte” hervor. Unter der Erde ist die Situation weit verzweigt. Man muss wissen, wo man hin will, leicht kommt man an der falschen Stelle hervor und merkt […]
Grenzgänge XI Mit Blick auf den Ort, der vor einem halben Jahrhundert Großdeutschlands letzte Metamorphose zeigte und jetzt noch einen hügeligen Rest davon, bin ich bei meinem letzten Spaziergang an der Bus-Haltestelle Ebertstraße stehen geblieben. […]
Grenzgänge X Auf diesem zehnten Spaziergang an den Grenzen des Bezirks Mitte entlang bin ich jetzt am Brandenburger Tor angekommen. Das Tor ist noch da. Man sieht es noch. Niemals hätte ich — sagen wir: […]
Grenzgänge IX Von der Marschallbrücke sieht man Berlin. Natürlich sieht man nicht Berlin von der Marschallbrücke. Aber man sieht, wie der Hauptstaat sich niederlässt in der Hauptstadt. Er hat die Stadt besichtigt, hat sie ungenügend […]
Grenzgänge VIII Die Sandkrugbrücke zittert. Die kurzen Schwingungen sind Zeitzeichen. Solange die Brücke so zittert, ist Berlin nicht geteilt. Auf dem weißen Stein zwischen den Zierpfeilern ist zu lesen: Grenzübergang Invalidenstraße 1961–1989, aber jeder sagte: […]
Grenzgänge VII Zur Garten- und Bernauer Straße. In gotischen Lettern steht es im Nordbahnhof. Die Grenze zwischen Wedding und Mitte ist hier schon immer eine Mauer. Es ist eine Mauer, die sich Mühe gibt, nur […]